Akkus refreshen: Neues Leben für Smartphone und Laptop?

Klingt doch super: Verliert der Lithium-Ionen-Akku in Smartphone, Tablet oder Laptop an Power, kann man ihn mit ein paar Kniffen einfach wiederbeleben - der Akku-Refresh macht’s möglich. Doch so einfach ist es nicht. Denn der Begriff ist nicht ganz korrekt. Was wirklich beim Akku refreshen passiert und warum dieser Kniff dennoch für längere Akku-Power sorgen kann, verraten wir hier.

Was passiert beim Akku refreshen?

Jeder Akku hat eine endliche Gesamtlebensdauer. Je nach Akkutyp kann er also x-Mal aufgeladen werden. Mit jedem Ladezyklus werden die elektrochemischen Reaktionspartner im Akku, die den Strom liefern, etwas schwächer. Zudem hat jeder Akku nur eine begrenzte Kapazität, die sich ebenfalls nach den Reaktionspartnern sowie nach ihrer „Anzahl“ im Akku richtet. Mehr Reaktionspartner heißt auch mehr (und länger) Strom.

Wenn Smartphone, Tablet oder Notebook den Akkustand anzeigen, beziehen sich auf die Kapazität als Vergleichsgröße:  Welchen Ladestand hat der Akku gerade im Verhältnis zu seiner vollen Aufnahmefähigkeit?

Was in der Theorie so einfach klingt, ist in der Praxis eine höchst komplizierte und fehleranfällige Angelegenheit. Genau hier kommt der Akku-Refresh ins Spiel:

Es geht nicht darum, die Kapazität oder Gesamtlebensdauer zu verbessern. Vielmehr geht es darum, die Ladestandanzeige so zu kalibrieren, dass sie den tatsächlichen Akkustand eines Lithium-Ionen-Akkus ausgibt.

Warum stimmt die Ladestandanzeige nicht?

Elektrochemisch erzeugter Strom lässt sich durchaus messen. Doch diese Messung muss viele Faktoren berücksichtigen und braucht spezielle Geräte, die sich den Reaktionspartnern im Akku fast auf molekularer Ebene nähern. Ein Smartphone- oder Laptop-Akku hat besseres zu tun.

Seine Messungen beruhen auf Näherungswerten, die jedoch ausreichend genau sind. Der beste Messfaktor ist die Spannung. Diese ist je nach Ladestand unterschiedlich. Zudem hat jeder Akkutyp eine sehr spezielle Spannungskurve.

Aus der Veränderung der Spannung leitet der sogenannte Lademesser in Laptop oder Smartphone die Akkukapazität ab. Diese wird ins Verhältnis zur aktuellen Position auf der Spannungskurve gesetzt und in Prozentwerte umgerechnet, die anschließend im Display in der Ladestandanzeige ausgegeben werden.

Allerdings wären smarte Geräte nicht besonders smart, wenn sie nicht noch weitere Fähigkeiten hätten, die sich auch beim Messen des Akkus auszahlen. Ein typischer Lithium-Ionen-Akku in hochentwickelten Geräten mit Ladestandanzeige besitzt ein ausgeklügeltes System aus Messung, Software und Benchmarks (einprogrammierten Erfahrungswerten). Dafür muss das Gerät jedoch kalibriert werden:

  • Werden Akkus in neuen Laptops und Smartphones direkt nach dem Kauf kalibriert, „lernt“ der Akku von Anfang an, bei welchen Prozessen und in welchem Umfang sich die Spannung verändert. Außerdem ermittelt der Lademesser die tatsächliche Akkukapazität.
  • In Geräten, die häufig unkalibriert ent- und aufgeladen werden, findet dieser Lernprozess nur unzureichend Dann kann es zu Fehlmessungen bzw. Fehldarstellungen kommen.

Wie funktioniert der Akku-Refresh?

Ob eine Kalibrierung des Akkus notwendig ist, zeigt sich direkt in der Ladestandanzeige: Springt sie innerhalb kürzester Zeit von hohen zweistelligen Werten auf einstellige Werte und wird das Gerät direkt abgeschaltet, sollte der Akku kalibriert werden.

Damit lässt sich zudem herausfinden, ob es sich nur um ein Darstellungsproblem handelt oder ob der Akku ausgetauscht werden muss.

Die Kalibrierung des Akkus im Smartphone funktioniert ganz einfach:

  1. Den Akku auf 100 % laden. Vom Netzteil
  2. Den Akku vollständig entladen (bis zur Abschaltung des Smartphones)
  3. Das Gerät erneut starten und sich wieder ausschalten lassen
  4. Akku bei ausgeschaltetem Smartphone vollständig aufladen (auf 100%)
  5. Gerät vom Netzstecker ziehen und einschalten

Bei den neuesten iPhones (iOS 14.5 und höher) wird die Rekalibrierung vom Batteriestatus-Meldesystem übernommen. Dieser Prozess verläuft automatisch.

Die Kalibrierung eines Akkus im Laptop funktioniert im Grunde genauso:

  1. Notebook vollständig aufladen (auf 100%).
  2. Neustart des Geräts
  3. Beim Neustart wiederholt F8 drücken
  4. Im darauffolgenden Menü „Abgesicherten Modus“ auswählen
  5. Gerät vom Netzteil trennen
  6. So lange eingeschaltet lassen, bis sich der Laptop selbst ausstellt
  7. Aufladen und normaler Neustart

Wer es ganz genau wissen will, kann sich auch die Hilfe diverser Tools und Apps holen, die die Kalibrierung überwachen. Das ist jedoch im Grunde nur eine animierte Anleitung, die gleichzeitig die Messwerte des Geräts etwas eindeutiger ausgibt.

Die Anleitung zum Akku refreshen gilt natürlich auch für Tablets und alle Geräte mit integriertem Lithium-Ionen-Akku und Ladestandanzeige. Mehr zum Thema Laptop gibt’s im Ratgeber Akku für Notebook - Was sollten Sie beim Kauf beachten?

Kann der Akku Refresh die Batterie wiederbeleben?

Da es sich beim Akku-Refresh nur um eine Korrektur der Anzeige handelt, verdient er seinen Namen eigentlich nicht. Im Gegenteil: Werden Lithium-Ionen-Akkus häufig vollständig entladen und ebenso vollständig wieder aufgeladen, verringert das die Lebensdauer.

Im Gegensatz dazu lassen sich übrigens Nickel-Cadmium-Akkus durch mehrfaches Entladen und Beladen tatsächlich ein wenig wiederbeleben.

Eine kalibrierte Ladestandanzeige für Lithium-Ionen-Akkus liefert entscheidende Informationen für viele Tipps und Tricks, die die Lebensdauer eines modernen Akkus tatsächlich verlängern. Dazu gehören zum Beispiel:

  1. Der optimale Ladestand für Lithium-Ionen-Akkus zur Maximierung der Lebensdauer liegt zwischen 30 und 70 Prozent - mehr ist nie nötig, weniger sollte vermieden werden.
  2. Unnötige bzw. energieintensive Hintergrund- und Nebenprozesse lassen sich über die System- und Geräteeinstellungen abschalten.
  3. In Android und iOS kann man die Akku-Optimierung nutzen.
  4. Bei Laptops insbesondere auf Displayeinstellungen und Bereitschaftsdienste achten.
  5. Das Gerät nach dem Aufladen immer vom Netzteil ziehen.

Noch mehr Tipps, wie sich die Lebensdauer von Akkus in Smartphones und Notebooks optimieren lässt, haben wir im Ratgeber Volle Leistung und trotzdem Strom sparen? So hält der Laptop-Akku längerzusammengestellt.

Einen speziellen Aspekt der Akkupflege betrachten wir im Ratgeber Darum entladen sich Akkus bei Kälte schneller.

Wie lange kann man einen Akku refreshen?

Theoretisch lässt sich ein Akku refreshen, solange er lebt. Lithium-Ionen-Akkus erreichen bis zu 1.000 Ladezyklen - je nach Art der Nutzung, Kapazität und Qualität. Im Laufe ihres Lebens verändert sich die maximale Aufnahmefähigkeit, da die elektrochemischen Bestandteile im Akku nach und nach verschleißen bzw. in ihrer Reaktionsfähigkeit erschöpfen.

Wer den Zustand seines Akkus also genau kennen will und zum Beispiel herausfinden möchte, ob die Leistung deutlich abgenommen hat, kann von Zeit zu Zeit mit einem Akku-Refresh eine aktuelle Diagnose starten.

Wie schon erwähnt, ist dies nach einmaliger Kalibrierung jedoch meist nicht nötig - und führt nicht zwangsläufig zu den richtigen Erkenntnissen. Wenn die Ladestandanzeige trotz Kalibrierung unkontrolliert in den Keller geht, ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass der Akku erschöpft oder defekt ist. Dann ist ein Austausch die sinnvollste Lösung.

Übrigens funktioniert die Diagnose per Ladestandanzeige auch andersherum: Verhält sie sich beim Aufladen merkwürdig, kann ein falsches, defektes oder altes Ladegerät dafür verantwortlich sein. In diesem Fall ist der Neukauf von Netzteil oder Ladegerät die günstigste und sicherste Idee.

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