E-Bike: Ersatzakku oder Austausch des ganzen Systems?

Wenn das E-Bike trotz voller Akkuladung nach nur wenigen Kilometern wieder zum ganz normalen Fahrrad wird, steht schnell eine Frage im Raum: Soll ich einen Ersatzakku kaufen oder muss ich das gesamte System austauschen? Ein Akku ist die schnelle Lösung – doch nicht immer die beste. Wir vergleichen Vor- und Nachteile.

Ersatzakku oder Austausch E-Bike-System: Der Schnellvergleich

Was ist ein E-Bike-System?

In der Umgangssprache und auch in vielen Ratgebern wird der Begriff System häufig synonym für Einzelkomponenten am E-Bike verwandt – allen voran für den Motor. Damit ein Fahrrad zum E-Bike wird, braucht es aber mehr als einen Motor oder Akku. Darum besteht ein E-Bike System aus:

• Motor mit Getriebe als Antrieb
• Sensorik als Kommunikationsverbindung
• Akku als Energiequelle
• Bordcomputer/App zur Steuerung

Nur, wenn alle Komponenten miteinander kommunizieren und buchstäblich als System zusammenarbeiten, kann ein E-Bike seine eigentliche Aufgabe erfüllen – also Rückenwind auf jeder Strecke geben. Das funktioniert so:

1. Beim Tritt in die Pedale schaltet sich der Motor ein.
2. Sensoren messen die Trittkraft.
3. Der Motor gibt Leistung entsprechend der Unterstützungsstufe und der Trittkraft ab.
4. Das ganze System wird vom Akku mit Power versorgt.
5. Die Modi lassen sich über Steuerungseinheiten am Lenker verstellen und kontrollieren.

In jedem dieser Schritte kann es zu Defekten oder Fehlern kommen. Sämtliche Komponenten eines E-Bikes sind verschleißanfälliger als bei normalen Fahrrädern. Das gilt sowohl für die Technik, als auch für typische Radelemente wie die Kette.

Warum sollte ich das gesamte E-Bike-System austauschen?

Ein Austausch des gesamten E-Bike-Systems ist aufwendig und kostenintensiv –aber bei manchen Fahrrädern fast unumgänglich: Auch wenn der Trend auf dem E-Bike-Markt zunehmend zu offenen Systemen geht, bei denen sich einzelne Komponenten ohne größere Schwierigkeiten tauschen lassen, setzen die leistungsfähigsten Bikes auf geschlossene Markensysteme.

Das hat Vorteile: In geschlossenen Systemen greifen sämtliche Komponenten so reibungslos ineinander, dass das Bike mit maximaler Energieeffizienz und Leistung fahren kann. Deshalb liegen Systemmarktführer wie Bosch bei den Leistungswerten und der Haltbarkeit des gesamten Bikes deutlich vor der Konkurrenz.

Auf der anderen Seite bedeutet geschlossenes System, dass beim Defekt einer entscheidenden Komponente das gesamte System erneuert werden muss. Fällt dies nicht unter die Garantie, wird die Installation teuer.

Abseits von Reparaturen und Defekten ist ein Systemtausch allerdings oft die günstigere Alternative zum Neukauf, wenn das E-Bike ein Upgrade erhalten soll: Mit einem leistungsstärkeren Motor, Getriebe und Akku kann dasselbe Rad plötzlich länger, weiter, kraftvoller fahren.

Insbesondere bei sehr hochwertigen E-Bikes mit entsprechendem Neupreis ist ein System-Upgrade unterm Strich die klügere Entscheidung gegenüber dem Neukauf.

Warum sollte ich mich für einen Ersatzakku entscheiden?

Selbst in geschlossenen E-Bike-Systemen ist der Akkutausch meist ohne Probleme möglich – schließlich wird die Powerzelle zum Laden aus ihrer Halterung entfernt und an das entsprechende Ladegerät gehängt.

Gut so: Trotz Kalibrierung, korrekter Lagerung und Einhaltung von Energiespar-Tipps verlieren E-Bike-Akkus mit jedem Ladezyklus und jeder Saison an Power. Im gesamten E-Bike-System sind sie häufig am schnellsten am Limit ihrer Haltbarkeit. Als Lithium-Ionen Akkus sind sie keine Fans von Hitze oder Kälte, sind aber trotzdem ständig den Elementen ausgesetzt. Je nach bevorzugtem Fahrmodus und Antriebsart (Front, Heck, Mittelmotor) werden sie außerdem unterschiedlich stark beansprucht.

Mit einem vergleichsweise günstigen und einfachen Akkuwechsel lassen sich größere Reparaturen oder der Komponententausch meist lange vermeiden.

Wie wirkt sich ein Ersatzakku auf die Performance meines E-Bikes aus?

Im Vergleich zu einem frischen Motor oder Getriebe wirkt sich ein frischer Akku zwar nicht auf die grundsätzliche Leistung des E-Bikes aus, dafür aber auf einige wesentliche Punkte der Rad-Performance:

• Mehr Reichweite bei weniger Ladezyklen
• Effizientere Nutzung der verschiedenen Unterstützungs-Modi
• Weniger Gewicht oder bessere Gewichtsverteilung
• Längere Lebensdauer des Akkus
• Weniger Verschleiß der Systemkomponenten durch besseres Kraft-Leistungs-Verhältnis

Zwar liegt der Gedanke nahe, den vorhandenen Akku gegen ein passendes Ersatzmodell mit mehr Akkukapazität und damit mehr Reichweite zu tauschen. Dieser Schritt sollte jedoch gut überlegt sein:

• Bei gleichen bzw. kompatiblen Maßen kein ein leistungsfähigerer Akku mehr Gewicht ins Spiel bringen und damit den Schwerpunkt des Rads verändern. Das ist selbst bei einem ansonsten recht ausbalancierten Mittelmotor-Getriebe-Rad der Fall. Je nachdem, wo der Akku sitzt, müssen Nutzer das sichere Fahrverhalten häufig neu lernen.
• Zudem heißt mehr Akkupower eben nicht mehr E-Bike-Power. Bereitgestellte Akkuleistung muss vom System auch abgerufen werden können, andersherum setzen extrem leistungsfähige Systeme sowieso schon auf das Akkumaximum.
• Jedes Quäntchen mehr Leistung treibt den Preis für den (Ersatz-)Akku nach oben. Selbst wenn es sich um ein hochwertiges Drittanbieter-Produkt zum günstigen Preis handelt. Wer nur in der Stadt unterwegs ist und stets eine Möglichkeit zum Akku laden hat, benötigt den größeren und teureren Akku einfach nicht.

Auf der anderen Seite können E-Biker, die ihr Rad bisher aus Sparsamkeitsgründen zum Beispiel nur im Eco-Modus genutzt haben, mit einem leistungsfähigeren Akku beherzt zur maximalen Unterstützung auf schweren Strecken greifen – und damit die tatsächlichen Möglichkeiten des E-Bikes ausnutzen.

Der Kostencheck: Wie teuer ist ein Ersatzakku im Vergleich zum Austausch des gesamten Systems?

Laut Branchenstatistik wurde die Liste der beliebtesten E-Bike-Marken im Jahr 2022 von Cube angeführt. Ein Einsteiger- Tourenrad mit Bosch-Mittelmotor und 625Wh PowerTube-Akku von dieser Marke kostet im Handel um die 2.500 Euro.

Die zentralen Komponentenkosten dieses Systems lassen sich ziemlich genau bestimmen: Der Bosch Mittelmotor kostet neu etwa 700 Euro, der Markenakku etwa 600 Euro. Obendrauf sind Werkstattkosten sowie weitere Austauschteile zu kalkulieren.

Ein hochwertiger Drittanbieter-Akku aus dem AkkuShop-Sortiment mit derselben Leistung kostet im Vergleich dazu um die 410 Euro. Wer die ursprüngliche Leistung nicht (mehr) braucht oder einen Zweitakku für lange Touren sucht, findet Angebote mit kleineren Kapazitäten bereits ab 380 Euro.

Diese Rechnungen ließen sich genauso für leistungsfähige E-Bikes anstellen. Ein Beispiel wäre ein E-Mountainbike von Canyon mit revolutionärem 900Wh-Akku und einem Shimano-Antrieb zum Gesamtneupreis von 6.400 Euro. Hier stellt sich im Zweifelsfall die Frage, ob der Systemtausch für solche Hochleistungsmodelle am Ende nicht die kostengünstigere Wahl ist.

Fazit: Erst kalkulieren, dann E-Bike-Akku oder -System tauschen

Klarer Fall: Ein E-Bike ist immer eine Investition – ob bei der Anschaffung, der Wartung, dem Upgrade oder der Reparatur.  Der Akkutausch ist die schnelle und günstigere Lösung für viele Herausforderungen rund ums Bike, der Systemtausch lohnt sich in bestimmten Fällen ebenso. Mehr zu Thema E-Bike haben wir in unseren Ratgebern Gut durch die kalte Jahreszeit - eBike-Akku-Lagerung im Winter und Was tun, wenn mein Bosch E-Bike unverhofft streikt? zusammengestellt. Für alle weitere Fragen stehen wir über den Kontakt bereit.